Kriterien für ein erfolgreiches Innovationsmanagement im Mittelstand

Dieser Beitrag vermittelt einen Einblick in das Innovationsmanagement von DFE und bietet anderen Unternehmen Anregungen für den Aufbau eines effektiven Innovationsmanagements. Als exklusive Quelle für diesen Beitrag dient die `Innovationsbilanz´ der DFE Chemie anlässlich der Teilnahme am Innovationswettbewerb TOP 100 im Jahr 2021. (hier mehr dazu)

Erstellt wurde die Innovationsbilanz individuell für DFE von Prof. Dr. Nikolaus Franke vom Institut für Entrepreneurship und Innovation an der Wirtschaftsuniversität Wien. Franke ist mit 25 Forschungspreisen und mehr als 200 Veröffentlichungen einer der international renommiertesten Innovationsforscher.

Es wird in dem Dokument detailliert beschrieben, wie und nach welchen Kriterien das Innovationsmanagement aller Bewerber des Innovationswettbewerbs analysiert und wie das Innovationsmanagement von DFE konkret bewertet wurde.

Prof. Franke und sein Team analysierten für jedes Unternehmen sowohl bereits realisierte Innovationserfolge (Realisationsanalyse) als auch das zukünftige Innovationspotenzial (Potenzialanalyse). In die Analyse gingen weit über 100 Indikatoren in fünf Kategorien ein:

1. Innovationsförderndes Top-Management

Strategische Innovationsentscheidungen haben durch ihre oft langfristigen Auswirkungen eine hohe Bedeutung. Sie erfordern bereichsübergreifende Koordination und liegen daher im Verantwortungsbereich des Top-Managements.

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass ein starker positiver Zusammenhang zwischen dem Engagement der Unternehmerpersönlichkeit und dem Innovationserfolg besteht. Die Führungskräfte eines Unternehmens sind es, die Innovationen auch gegen Widerstände durchsetzen können.

Agiert die Unternehmensleitung als Promotor der Innovation? Ist die Innovationsfunktion Chefsache? Unterstützt und fördert die Geschäftsführung das Entstehen von Neuem? Sorgt sie für eine weitsichtige und zukunftsgerichtete Unternehmensstrategie?

Die Analyse erfolgte in drei Bereichen:
a) Im Bereich Commitment wurde untersucht, wie intensiv sich die Geschäftsleitung in Innovationsprojekte einbringt. Das Engagement auf oberster Management-Ebene ist wichtig, damit Widerständen und Beharrungskräften begegnet werden kann.
b) Der Bereich Innovationsstrategie erfasst deren Inhalte und wie diese erstellt und im Unternehmen kommuniziert werden. Denn ohne eine klar definierte und kommunizierte strategische Ausrichtung besteht das Risiko, sich im Tagesgeschäft zu verzetteln.
c) Im Bereich Ressourceneinsatz wurde ermittelt, inwieweit das Top-Management notwendige finanzielle Ressourcen bereitstellt. Innovationen sind Investitionen in die Zukunft, nur mit diesen können zukünftige Innovationserfolge erzielt werden.

2. Innovationsklima

Ohne eine Unternehmenskultur, die zu Kreativität anregt und diese belohnt, sind nachhaltige Innovationserfolge nicht denkbar. Neue Ideen können nicht von oben verordnet werden, sondern entstehen und entwickeln sich in einem positiven Innovationsklima.

Fördert die Unternehmenskultur also Kreativität, Lernwillen und Dynamik?

Auch diese Kategorie wurde in drei Bereiche unterteilt:
a) Der Bereich Innovative Ausrichtung untersuchte, inwieweit die Unternehmenskultur unternehmerische Aktivitäten von Mitarbeitern ermöglicht und fördert. Werden Fehler toleriert und wird verhindert, dass radikale Innovationsideen zu früh gestoppt werden?
b) Im Bereich Potenzialförderung wurden Maßnahmen zur Förderung der Innovativität der Mitarbeiter bewertet. Dies sind z.B. Weiterbildungsaktivitäten, Anreizsysteme, Freiräumen für unternehmerische Aktivitäten, Mitarbeiterbeteiligungsmodelle oder das Bereitstellen von internem Venture-Capital.
c) Im Bereich Verbesserungsvorschläge wurde untersucht, wie intensiv sich Mitarbeiter mit eigenen Ideen in das Unternehmen einbringen und inwieweit sich das Jahresergebnis durch umgesetzte Verbesserungsvorschläge verbessert.

3. Innovative Prozesse und Organisation

Innovation ist ein vielstufiger Prozess, beginnend mit der Idee bis hin zur Innovationserfolgsanalyse. Dieser Prozess kann Jahre dauern und verläuft nie einheitlich, schließlich sind Innovationen definitionsgemäß neu.

Gute Ideen und guter Wille allein reichen nicht aus, um erfolgreiche Innovationen hervorzubringen. Gefragt sind schlanke und flexible, auf das Innovationsziel ausgerichtete Prozesse sowie agile Organisationsmethoden.

Der Kategorie `Innovative Prozesse und Organisation´ wurden ebenfalls drei Bereiche zugordnet:
a) Im Bereich Monitoring wurde analysiert, inwieweit die Entwicklungen von Markt, Technologie und Wettbewerb laufend beobachtet werden und in strategische Entscheidungen einfließen.
b) Der Bereich Innovationsmanagement im engeren Sinne gibt einen Überblick über die Gestaltung des eigentlichen Innovationsprozesses von der Ideenfindung bis zur Markteinführung.
c) Im Bereich Instrumente und Methoden wurde erhoben, welche Werkzeuge dabei genutzt werden.

4. Außenorientierung/Open Innovation

Jedes Unternehmen ist klein im Verhältnis zum Rest der Welt. Daher ist eine systematische und konsequent gemanagte Austauschbeziehung mit der Außenwelt erfolgskritisch.

Auch die Kategorie `Außenorientierung/Open Innovation´ ist in drei Bereiche unterteilt:
a) Der Bereich Einbindung analysierte, wie intensiv die Marketingmitarbeiter bei Innovationsprojekten eingebunden sind und damit die Bedürfnisse der Kunden unmittelbar berücksichtigt werden.
b) Im Rahmen des Bereichs Projekte und Aktivitäten wurde untersucht, welche Instrumente eingesetzt werden, um Innovationsgelegenheiten zu identifizieren bzw. dem Unternehmen Kompetenzen für das eigene Innovationsmanagement zu erschließen.
c) Wie intensiv mit externen Partnern (Kunden, Lieferanten, Universitäten, etc.) kooperiert wird, wurde im Bereich Kooperationen erhoben.

5. Innovationserfolg

Die vier zuvor genannten Kategorien beschreiben das Innovationspotenzial des Unternehmens, also die Wahrscheinlichkeit für die Realisierung zukünftiger Innovationserfolge. Demgegenüber bezieht sich die Kategorie `Innovationserfolg´ auf die Gegenwart: Welche Erfolge wurden durch die Innovationstätigkeit bereits konkret realisiert?

Eine Innovation ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht dann ein Erfolg für ein Unternehmen, wenn die Investition einen angemessenen Ertrag abwirft. Der Innovationserfolg ist folglich danach zu beurteilen, wie hoch der Beitrag der Innovation zum Unternehmenserfolg ist.

Über diese ökonomische Sichtweise hinaus kann der Innovationserfolg auch nach weiteren Kriterien beurteilt werden. Der technologische Wettbewerbsvorsprung etwa lässt wiederum Rückschlüsse auf künftige betriebswirtschaftliche Erfolge zu, weil durch technisch leistungsfähige Neuerungen auch ein ökonomischer Vorsprung erzielt werden kann.

Bei weltweiten Innovationsführern werden teilweise bis zu 90 % der heutigen Umsätze mit Produkten erzielt, die in den vergangen fünf Jahren entwickelt wurden. Dies unterstreicht die Bedeutung von Innovationen für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen.

Die Kategorie umfasst somit zwei Bereiche:
a) Im Bereich Wirtschaftlicher Innovationserfolg wurde die Bedeutung von Produkt-Innovationen untersucht in Form von Umsatz- und Gewinnanteilen. Außerdem wurden auch Prozessinnovationen untersucht in Form von erzielten Einsparungen.
b) Der Bereich Technischer Innovationserfolg bezieht sich auf die Wettbewerbsvorteile und die Marktstellung.

Ablauf der Studie

Zur Ermittlung der TOP 100 Unternehmen wurde aus allen Variablen ein gemischter, gewichteter Innovationsindex errechnet. Jene Unternehmen, die unter allen Bewerbern den höchsten Innovationsindex aufwiesen, wurden schließlich in den Kreis der herausragend innovativen TOP 100-Unternehmen aufgenommen und dürfen die Auszeichnung `Top-Innovator´ tragen.

Innovationsanalyse bei DFE

Das Innovationsmanagement der DFE Chemie GmbH wurde in dieser Stärken-/Schwächenanalyse insgesamt mit `A+´ geratet (Durchschnitt TOP 100: `A´). Das Rating `A´ wird an Unternehmen vergeben, die über ein auch im internationalen Maßstab ungewöhnlich professionelles Innovationsmanagement verfügen. Die Wahrscheinlichkeit künftiger Innovationserfolge ist bei diesen Unternehmen sehr hoch.

DFE Chemie GmbH weist in zwei der vier Benchmarkingkategorien bessere Bewertungen als der Durchschnitt der TOP 100 auf. Dies sind die Kategorien `Innovationsklima´ und `Außenorientierung / Open Innovation´.

Quellenangabe
Innovationsbilanz der DFE Chemie GmbH im Rahmen des Innovationswettbewerbs TOP 100, erstellt von Univ.-Prof. Dr. Nikolaus Franke und Dr. Rudolf Dömötör, Wirtschaftsuniversität Wien, 2021

Weiterführende Links zum Thema
https://de.wikipedia.org/wiki/Innovationsmanagement
https://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_Franke
https://www.top100.de